Korsika kenne ich vor allem von den Ferien, denn regelmässig sind wir im Herbst dort, um noch ein paar warme Tage am Strand zu verbringen, bevor der lange dunkle Winter hereinbricht. Ich bin noch nie auf die Idee gekommen, zu schauen, ob es allenfalls einen Trailrun gibt.
Und oh wunder. Perfekt gelegen am Ende der Ferien findet der “A Serra di U Capicorsu” statt: 56 km und 2976 Höhenmeter und damit gerade perfekt für meinen Trainingszustand geeignet.
Start in Centuri
Start ist um 6 Uhr morgens. Centuri ist ganz im Norden von Korsika und lediglich über eine lange gewundene Strasse von Bastia aus erreichbar. Das wollte ich meiner Familie nicht antun und so nehme ich den Shuttle um 3:30 Uhr von Bastia aus. Im kleinen Bus sind noch etwa 30 andere Mitstreiter und so machen wir uns auf, um kurz nach 5 Uhr morgens in Centuri anzukommen.
Ich hatte erwartet, allenfalls noch den einen oder anderen “Touristen” zu treffen und die gab es wahrscheinlich auch, nur habe ich diese nicht gefunden. Der Bürgermeister gibt noch eine kurze Rede, aber den korsischen Teil der Rede habe ich nicht verstanden und dann Punkt 6 Uhr geht es wenig spektakulär los. Es sind ca. 200 Teilnehmer dabei. Klein und überschaubar. So mag ich es.
Auf die in Berge
Nach nur wenigen Minuten geht es dann auch schon steil bergauf. Vor mir die vielen kleinen Lichter, die sich wie eine Perlenkette den Berg hinauf schlängeln. Ein Bild das mich immer wieder erfreut.
Ich ging das ganze gemütlich an und wollte mit einem Lächeln im Ziel ankommen. Trotzdem pumpte das Herz ganz ordentlich, um in diesen ersten 4 km, die ersten 500 Höhenmetern zu meistern. Es sollten noch einige weitere werden und so wirklich flach wurde es nie.
Ab ca. Kilometer 20 wurde der Weg sehr technisch und anspruchsvoll. Der Dauerregen der vorangehenden Tage hat auch noch seinen Teil dazugetan, so dass es glitschig und nass war. Teilweise haben sich die kleinen, engen Trails in knöcheltiefe Bäche verwandelt. An trockene Füsse war nicht wirklich zu denken.
Unterwegs gab es auch die eine oder andere einfache Kletterpassage. An einen gleichmässigen Trab war somit kaum zu denken und der Downhill durch Steine, Steile und Nässe auch eher vorsichtig und langsam zu geniessen.
Die Landschaft hier oben war aber fantastisch und die paar feuchten Wolkenfetzen zwischendurch gaben mir das Gefühl irgendwo im Berner Oberland zu sein. Der Sonnenaufgang über dem Meer war doch schön. Es sind genau diese Momente, die mir dann wieder zeigen, dass es der beste Sport überhaupt ist.
Wetter
Das Wetter war ganz ok. Die Gipfel waren zwar in kühle Wolken eingehüllt, welche nicht zum Verweilen und kurzen Verschnaufen eingeladen haben, aber alles in allem perfekte Konditionen. Nicht zu heiss und gerade noch ok warm, um im T-Shirt und kurzen Hosen zu laufen.
Verpflegung
Halt das übliche. Alles in allem war der Event gut organisiert und besonders gefallen hat mir der Käse und das Trockenfleisch an zwei Posten. Ich mache mich nach einigen Stunden lieber über richtiges Essen her als überzuckerte Gels und Proteinriegel zu verdrücken.
Besonders die beiden Salztabletten dazwischen waren eine gute Wahl. Als Vielschwitzer, der regelmässig mit “weissen” T-Shirts zurück kommt ist das scheinbar eine gute Option. In der Vergangheit hatte ich immer mal muskuläre Probleme. Nicht dieses Mal. Ob es an den Salztabletten war, kann ich nicht sagen, aber werde es sicher wieder tun.
Endspurt
Das war mal ein Finale! Da ich aufgrund der technischen Schwierigkeiten eher langsam unterwegs war, blieben am Schluss auch noch Reserven um den geteerte Strasse mit einem zügigen Sprint zu absolvieren.
Was für ein schönes Gefühl, durch die Strassen von Bastia zu jagen, die Kurven, Treppen und Gassen und an den Menschen vorbei und dabei noch zwei oder drei Mitstreiter zu überholen.
Glücklich und zufrieden komme ich im Hafen von Bastia an, wo ich von meinen Liebsten erwartet werde. Das Rennen kann ich nur empfehlen.