• Vom sporadischem Jogger zum passionierten Läufer: Wie eine Uhr mein Laufleben veränderte

    Vom sporadischem Jogger zum passionierten Läufer: Wie eine Uhr mein Laufleben veränderte

    Im Laufe meines Lebens habe ich meine Beziehung zum Laufen immer wieder neu definiert. Als Kind begann ich in der dritten Klasse mit dem regelmäßigen Schulsport, und als Teenager verlor ich dann die Struktur. Die Zwanziger und Dreißiger waren geprägt von sporadischen Versuchen, regelmäßig zu laufen, die nie lange anhielten. Obwohl ich immer aktiv war und sogar einen Marathon und einen 100-km-Lauf absolvierte, genoss ich diese Herausforderungen eher weniger, als dass ich sie nur irgendwie überstand.

    Kurz vor meinem 39. Geburtstag kaufte ich mir eine Samsung Galaxy Watch, die allerdings schnell zur Enttäuschung wurde. Sie musste alle zwei Tage aufgeladen werden, und die vielen Funktionen stellten sich als eher unnötig heraus. Das Telefonieren unter der Dusche war amüsant, doch die ständigen Benachrichtigungen wurden schnell zur Ablenkung. Für sportliche Aktivitäten nutzte ich sie kaum. Nach einem Missgeschick auf einem falschen Induktionspad, war ich dank der Versicherung gezwungen, mir eine neue Uhr zuzulegen.

    Die Wahl fiel auf die Garmin Forerunner 245, ein Modell, das alle benötigten Funktionen zu bieten schien. Diesmal begann ich ernsthaft zu trainieren, angetrieben von der sichtbaren Bestätigung meiner Leistungen und dem Feedback zu meiner fortschreitenden Verbesserung. Bereits nach drei Wochen fühlte ich mich bereit für eine erste Herausforderung: den Lauf auf den Niesen, einen lang gehegten Traum.

    An einem heißen Sommertag startete ich voller Zuversicht, allerdings ohne zu ahnen, wie sehr ich mich überschätzt hatte. Trotz der brutal steilen Strecke erreichte ich erschöpft, aber erfolgreich den Gipfel und genoss die atemberaubende Aussicht. Für den Abstieg wählte ich einen weniger direkten Weg, der etwas flacher und laufbarer war.

    Nachdem ich halb verdurstet und ziemlich erschöpft unten ankam, blieb ich dem Laufen treu. Mit meiner Forerunner 245 trainiere ich seither regelmäßig. Vor kurzem absolvierte ich erneut den 100 km Lauf von Biel und war dabei rund drei Stunden schneller als beim ersten Mal über ein Jahrzehnt zuvor.

    Heute laufe ich zwischen 30 und 50 Kilometer pro Woche. Die Uhr motiviert mich nach wie vor und war eine der besten Investitionen meines Lebens. 300 Franken für wöchentlich 3-5 Stunden Sport – gesünder und erfüllter kann mein Leben kaum sein.

    Warum eine Laufuhr so motivierend wirken kann: Ein wissenschaftlicher Blick

    Die Motivation durch eine Laufuhr wie die Garmin Forerunner 245 ist nicht nur eine persönliche Erfahrung, sondern lässt sich auch wissenschaftlich erklären. Solche Geräte nutzen psychologische Prinzipien und moderne Technologie, um Nutzer auf ihrem Weg zu mehr Fitness und Gesundheit zu unterstützen.

    1. Zielsetzung und Feedback

    Laut der Zielsetzungstheorie von Locke und Latham sind spezifische und herausfordernde Ziele leistungsfördernder als vage oder leichte Ziele. Eine Laufuhr hilft, solche Ziele zu setzen und bietet sofortiges Feedback über die erzielten Fortschritte. Dieses Feedback ist oft detailliert, zeigt die zurückgelegten Kilometer, die durchschnittliche Geschwindigkeit, die Herzfrequenz und sogar die Erholungszeiten. Das Erreichen kleinerer, messbarer Ziele kann zu einer Steigerung des Selbstvertrauens führen und das langfristige Engagement fördern.

    2. Quantifiziertes Selbst

    Die Bewegung des „Quantified Self“, bei der Daten über das tägliche Leben gesammelt werden, um Verhalten und Gesundheit zu verbessern, spielt hier ebenfalls eine große Rolle. Laufuhren machen die körperliche Aktivität messbar und visualisieren den Fortschritt. Dies befriedigt das menschliche Bedürfnis nach messbaren Erfolgen und kann eine dauerhafte Motivationsquelle sein.

    3. Konsistenz und Routine

    Menschen sind Gewohnheitstiere. Regelmäßige Erinnerungen und die tägliche Datenaufzeichnung durch die Uhr schaffen eine Routine, die dazu beitragen kann, das Laufen als festen Teil des Alltags zu etablieren. Der Wunsch, „Lücken“ im Training zu vermeiden, kann weitere Motivation bieten, auch an weniger motivierten Tagen aktiv zu bleiben.

    4. Soziale Interaktion

    Viele moderne Laufuhren sind mit sozialen Netzwerken oder Communities verbunden, in denen Nutzer ihre Fortschritte teilen und sich mit anderen messen können. Dieser soziale Aspekt kann motivierend wirken, denn er ermöglicht Anerkennung und Unterstützung durch Gleichgesinnte. Es entsteht ein gesunder Wettbewerb, der zusätzlich anspornt.

    5. Technologie als treuer Begleiter

    Die technologische Komponente einer Laufuhr, die ständig am Handgelenk getragen wird, erinnert den Nutzer kontinuierlich an seine sportlichen Ziele. Diese ständige Präsenz kann eine tiefere psychologische Verbindung zum Training schaffen und die Uhr wird zu einem Symbol für Gesundheit und Aktivität.

    Diese wissenschaftlichen Betrachtungen verdeutlichen, wie eine scheinbar einfache Laufuhr durch das Zusammenspiel von psychologischen Effekten, technologischer Unterstützung und sozialer Vernetzung eine kraftvolle Motivationshilfe sein kann. Dies bestätigt, dass Technologie, wenn sie klug eingesetzt wird, eine entscheidende Rolle für die Gesundheit und das Wohlbefinden spielen kann.

  • Ein Tag im Zeichen des Trailrunnings: Aufstieg zum Hohtürli

    Ein Tag im Zeichen des Trailrunnings: Aufstieg zum Hohtürli

    21:45 — Zeit ins Bett zu gehen. Morgen wartet ein anstrengender Tag.

    05:00 — Die Sonne kündet sich schon dezent am Horizont an. Weniger dezent der Wecker. Zeit zum Aufstehen, um den Tag auszunutzen und dem Hohtürli in der kühlen Morgenluft einen Besuch abzustatten.

    07:20 — Abmarsch in Kandersteg an der Talstation. Die Gondeln hängen noch ruhig am Drahtseil und so ist die Versuchung klein. Erstes Etappenziel ist der Aussichtspunkt Heuberg, welcher 400 Meter über dem Oeschinensee thront.

    Nathan legt ein mörderisches Tempo vor. Wir rennen förmlich den Berg hoch und werden nur von ein paar Ultraläufer überholt. Die Kompressionssocken, die Stöcke und das Ultra-irgend etwas Swiss Trail lassen jedoch keine Scham und Enttäuschung aufkommen. Die sind einfach fitter als ich.

    Bald einmal passieren wird bereits die Bergstation und vor allem den Wegweiser “SAC Hütte Blüemlisalp — 4h”. Verblasste Erinnerungen an vergangene Skilager werden wach und obwohl diese Zeit 20 Jahre her ist und im Winter alles meterhoch mit Schnee zugedeckt ist, ist die Skipiste unverkennbar (sofern es immer noch eine ist).

    Für uns geht es immer weiter nach oben. Im Schatten der Berge kommen wir gut voran und erklimmen bald einmal den Aussichtspunkt Heuberg. Zu unseren Füssen liegt still und (vermeintlich) kalt der Oeschinensee umringt von majestätischen Felsmassiven. Schon beeindruckend.

    Interessanterweise hat der Oeschinensee keinen überirdischen Abfluss. Der Gedanke, wie lange es dauern würde, bis der See leer ist, wenn kein Wasser mehr reinfliesst beschäftigt mich während der ganzen Wanderung.

    Ein bisschen Wasser, ein Brötchen, kurz die Aussicht geniessen und weiter gehts. Der Weg ist zwar ein schönes Ziel, aber der Gipfel, bzw. das Türli ist das Primärziel.

    Schnell gehts weiter zur Oberbärgli Alp. Ein paar Kühe wollen uns den Weg versperren, doch mutig schreite ich voran. Ein bisschen mulmig ist mir schön beim Anblick der Hörner.

    Zum Glück finden wir auch eine Wasserquelle vor. Frisches Bergwasser. Die Flasche ist schon halb leer und für den Gipfel und die Rückkehr ist jeder Tropfen wichtig.

    Die Bäume haben wir bereits hinter uns gelassen. Auch Gras wird immer spärlicher und die wenigen Pflanzen, welche hier oben wachsen sehen ziemlich mitgenommen von der heissen Sonne aus (wahrscheinlich haben die sich das gleiche bei meinem Anblick gedacht).

    Wir steigen weiter dem Himmelstor entgegen und treten in eine andere Welt ein. Die Hochgebiergswelt der Gletscher. Auge in Auge mit Blüemlisalpgletscher, der unsere rechte Seite flankiert. Mit Steigeisen, Pickel und Seil ausgerüstet wäre das sicher mal ein Abenteuer wert, aber vorerst bin ich ganz zufrieden Stein und Geröll unter meinen Füssen zu spüren.

    Gletscher

    Meine Beine werden langsam aber sicher müde und freuen sich über jedes kleine Wegstück, was nicht ganz so Steil ist. Immer hoch, immer hoch. Vielleicht wäre es auch langsam an der Zeit, ein paar neue BEQUEME Wanderschuhe zu kaufen und meine treuen Armeestiefel zu Gartenarbeit zu degradieren? Die Druckstellen sind mittlerweile auch klar und die eine oder andere Blase macht sich bemerkbar, aber was solls.

    Die Sonne steigt von Stunde zu Stunde höher und scheint unbarmherzig auf die einsamen armen Wanderer herunter. Kaum jemand kommt von unten hoch, aber doch einige von oben runter. Meistens solche, welche in der SAC Hütte die Nacht verbracht werden.

    Eine Übernachtung in einer SAC Hütte kommt auf meine Bucketlist. Check.

    Die Landschaft ähnelt jetzt einer Mondlandschaft. Grau-Schwarz und weiss, überzogen vom blauen Himmel prägen das Bild und dann kommt sie: Die Treppe zum Himmelstor, oder wie haben das Led Zeppelin so schön gesagt:

    There’s a lady who’s sure all that glitters is gold
    And she’s buying a stairway to heaven.

    Treppe zum Hohtürli

    Na dann. Auf zur letzten Etappe. Jede Stufe bringt uns 20 cm dem Ziel entgegen und so trotten wir durch die Einöde des Hohtürli zu Fusse der Blüemlisalp.

    Für den einen mag diese depressive, graue Trostlosigkeit keinen Funken Schönheit darstellen. Ich finde es faszinierend und ein Zeichen für die Wunder dieser Welt. Die Felsen, welche ihre Finger ins blaue Himmelszelt recken und dabei manchmal sanft die Wolken streifen. Kleine violette Blümchen, welche der Hitze und Kälte trotz und ihre wunderschönen Blüten zwischen Schieferplatten hervorstrecken sind für mich ein Sinnbild für Widerstands- und Anpassungsfähigkeit.

    Für den einen ist das Paradies für den anderen eine anstrengende Schutthalde, doch niemand kann die wunderschöne Aussicht von einem Gipfel anzweifeln. Das Gefühl, dass die Welt einem zu füssen liegt. Das Gefühl auf dem Dach der Welt zu stehen. Mit den bescheidenen 2834 m, welche wir als Ziel erklimmen sicher ein bescheidenes Dach, doch das schmälert die Aussicht und das Gefühl der Erungenschaft in keiner Weise.

    Und wie sagt das Bob Dylan Axel Rose so schön:

    Knock, knock, knockin’ on Heaven’s door

    Aussicht Hohtürli

    Bei der SAC Hütte mit Blick aufs Hohtürli. Weiter erstreckt sich der Thunersee und noch weiter hinten würde man wohl den Jura erblicken, welcher im Dunst verschwindet.

    11:00 — Oben angekommen. Es weht ein kühler Wind und ist auch sonst eher frisch. Die weniger erfahrenen Alpinisten im Team schlottern nach ein paar Minuten im verschwitzten T-Shirt und so beschliessen wir, die etwas längere Pause weitere unten an der Wärme zu machen.

    Der Abstieg ist somit auch wenig spektakulär. Genauso steil wie es nach oben gegangen ist, geht es auch wieder nach unten. Das Herz kann zwar im Sparmodus klopfen, dafür sind jetzt die Bremsoberschenkel gefragt.

    Im Angesicht des Gletscher legen wir uns ins Gras, packen das Proviant aus und geniessen die Bergwelt. Es kommen jetzt vermehrt auch andere Wanderer von unten hoch, welche zum Teil in der Hütte übernachten werden und zum Teil wohl weiter ins Kiental ziehen werden.

    Ein herrliches Plätzchen, bestens geeignet, um die Nacht hier im Schlafsack zu verbringen, doch dafür ist heute leider keine Zeit und der Aufstieg mit soviel Gepäck wäre wohl noch ein bisschen anstrengender gewesen.

    Also weiter nach unten bis zur Oberbärgli Alp. Von dort schlagen wir jetzt die Richtung Oeschienensee ein, vorbei durch kühle Wäldchens, steile (sehr steile) Wege und geniessen dabei den Blick auf den Oeschienensee.

    Beim See angekommen wird mir klar, dass wir keine Badehose dabei haben. Mist. Und um nackt reinzuspringen ist die Touristenschar doch zu gross. Dazu ist der See nicht wie erwartet eisig kaltet sondern angenehm warm.

    Oeschinensee

    Am Rande des Oeschienensees, welcher von steil aufragenden Felsen umrundet ist.

    Also machen wir uns auf zum Auto. Dazu geht es nochmals ein paar Minuten steil den Berg runter, genauer gesagt, die Talabfahrt im Winter. Kaum einer von den Touristen hier oben wird zu Fuss hochgelaufen sein.

    Vom steilen Abstieg meldet sich dann auch langsam mein linkes Knie. Gut, dann weiss ich, dass es noch da ist und 40 Minuten später sind wir auch schon wieder beim Auto und beendet die Tour somit schweiss gebadet. Das Thermometer zeigt 30°C an. Gut sind wir in der kühlen Morgenbriese aufgestiegen und nicht in der sengenden Nachmittagssonne.

    20.87 km, 7:49 h (inkl. gemütlichen Pausen) und 1639 m Anstieg später. Meine Vivofit zeigt mir an, dass ich heute 38090 Schritte gemacht habe und ermahnt mich mit dem roten Balken, dass ich mich mal wieder bewegen soll. Nein… heute habe ich mich genug bewegt.

    Eine erfrischende Dusche, gemütlich den Rasen mähen und ein kühler Rivella… aber den roten Balken lasse ich jetzt ruhig rot sein.